Das Jahr 2021: Flutkatastrophe im Westen Deutschlands mit fast 180 Toten und Milliardenschäden, Hitzetote in Kanada (!), verheerende Waldbrände in Griechenland, Italien, Türkei, Russland, Kalifornien, Brasilien, im südlichen Afrika. Es bestehen kaum noch Zweifel, dass solche Extremereignisse auch auf den Klimawandel zurückzuführen sind. Es ist ein Parade-Lehrbuchbeispiel für negative externe Effekte: Der seit etwa 200 Jahren rasant angestiegene Wohlstand – zunächst in den westlich geprägten Industrieländern, später dann auch Asien – ist sehr eng verknüpft mit der parallel dazu steigenden Nutzung fossiler Rohstoffe, vor allem mit deren Verbrennung. Zwar gehen seit etwa 20 Jahren die CO2-Emissionen in den Industrienationen geringfügig zurück, jedoch emittieren dafür aufstrebende Volkswirtschaften, allen voran China, erheblich mehr und stellen somit den Schlüsselfaktor einer globalen Reduktionsstrategie dar. Jedoch darf man nicht vergessen, dass die in den letzten 200 Jahren bereits erfolgten und akkumulierten Emissionen für den bereits erfolgten Klimawandel verantwortlich sind, und damit indirekt für die katastrophalen Effekte, die eingangs erwähnt wurden. Zwar konnte die Biosphäre einen Teil dieser Emissionen absorbieren, aber auch das ist zum einen begrenzt, und hat zum anderen den Effekt, dass nunmehr die Absorptionsfähigkeit für heutige oder künftige Emissionen bereits eingeschränkt ist und sich weiter rapide einschränken wird.
So wichtig es ist, in die Zukunft zu schauen, an dieser Stelle sei daran erinnert, dass der enorme Wohlstand nicht nur heutiger, sondern auch vorangegangener Generationen, eben wesentlich auf der Verbrennung von fossilen Ressourcen beruht. Und den ökonomischen Preis dafür zahlen heutige und vor allem künftige Generationen. Was man im Lehrbuch so schön abstrakt als intertemporalen externen Effekt beschreibt, kann man nun ganz praktisch anhand vieler Toter, Milliardenschänden und menschlichem Leid besichtigen: hier sieht man einen Teil des Preises vergangener Industrieproduktion, vergangener Urlaubsflüge, vergangener Bautätigkeit, vergangener PkW-Fahrten usw. Solche zeitlich und räumlich weit auseinander liegenden Ereignisse miteinander zu verknüpfen ist nicht gerade die Stärke des Menschen. Die Fähigkeit, solche Einsichten in kollektives Handeln umzusetzen, offenbar auch nicht.
Und so wird man zwar abstrakt der Einsicht zustimmen, dass nachhaltiger Wohlstand keine fossile Basis mehr haben kann – fast alle Parteien tun das mittlerweile -, aber das wird wohl weiterhin eher als „zukünftige“ Aufgabe verstanden werden, die heute lediglich „maßvolle“ Schritte erfordern, die die „Wirtschaft nicht überfordern“, weil es sonst „zu teuer“ würde. Teuer für wen? Klimaschutz mag teuer sein, unterlassener Klimaschutz ist noch viel teurer. Wir merken es nur nicht so sehr, weil wir den Preis eben nicht an der Zapfsäule bezahlen, sondern – meist Jahre später – z.B. in Gestalt der Flutopfer im Ahrtal.